Rückschau auf Donnerstag
Hinzugefügt | Autor Peter Burger | Kommentar
Rückschau auf Donnerstag

Auf VKontakte fand ich eine Aufzeichnung des kompletten Spiels in Minsk.

Also habe ich mal den Masochismus-Modus eingeschaltet und mir das Fiasko angeschaut - auch deshalb, weil Sport-Express heute die Frage "Wer ist schuld an der Zenit-Niederlage in Minsk" auf der Titelseite stellt.

Ich habe das aber nicht gelesen und vorgezogen, mir eine eigene Meinung zu bilden:

Tor Nummer 1:
Lodygin stellt bei einem Freistoß einige Meter von der linken Strafraumecke eine Zwei-Mann-Mauer und stellt sich in die lange Ecke. Nikolic dreht den Ball links, also sichtbar für den Torwart, um die Mauer und der geht nach einem Aufsetzer kurz vor dem Tor über den bereits an den kurzen Pfosten gestürzten Lodygin hinweg.
Also geht das auf Lodygins Kappe. Die Mauer war ganz offensichtlich nicht ausreichend gestellt und er ist zu spät Richtung Ball gestartet.

Tor Nummer 2:
Eckstoß von rechts. Der Ball wird Richtung Zentrum herausgeschlagen, dort steht ein Weißer und passt nach links außen. zu einem völlig allein stehenden Partner. Der spielt hoch in Richtung Elfmeterpunkt, wo vier Weiße nur zwei Blauen gegenüberstehen. Eine Hacken-Ablage, ein Abpraller vom angeschossenen Anyukov, Khvashchinskiy steht frei und kann sich eine Ecke aussuchen.
Wenn Ivanovic wenigstens nicht in Richtung Torlinie gelaufen wäre, sondern in die Gegenrichtung, dann hätte der Torschütze im Abseits gestanden ...

Tor Nummer 3:
Ecke von links. Diesmal stehen an der Torraumgrenze drei Blaue und wieder vier Weiße. Der Ball kommt hoch herein vor die Tormitte, über Ivanovic hinweg, Galovic und unser "zentraler Abwehrspieler" und "Kopfballgott" Kuzyaev steigen zum Kopfball hoch, Mevlja schaut zu. Tor.

Tor Nummer 4:
In jeder Hinsicht anders als die vorherigen. Dinamo braucht eigentlich nichts mehr und hat so etwas wie "Zenit-Angriffe" zugelassen, von denen wenigstens zwei bei etwas mehr Glück (oder Können) ins Netz hätten fliegen müssen.
Nun griff Dinamo in Ruhe über unsere rechte Abwehrseite an. Längs der Strafraumlinie vier Blaue und ein Weißer. Der Ball geht zum letzten Mann, Mevlya, der offenbar noch nie gehört hat, dass man auf Bälle nicht warten darf, wenn man sie sicher haben will, sondern ihnen entgegenkommen muss.
Aber der Weiße wusste das, kam "von hinten" - so etwas wie "Hintermann"-Rufe scheint es bei uns nicht zu geben - kommt mit einem Bein vor Mevlja an den Ball und spitzelt ihn etwas zurück auf den heranlaufenden Nikolic, der einfach abzieht.
Nebenbei: Auch hier hätte Ivanovic, vor dessen Nase sich das alles abspielte, nicht nur zuschauen dürfen ...

Mit anderen Worten:
Totalversagen unserer Abwehrlinie, wo die beiden Zentralen Ivanovic und Mevlja zuschauten, wie ihre Aufgaben durch andere mehr schlecht als recht erledigt wurden, und Linksverteidiger Nabiulin als solcher kaum zu sehen war.


Und was war vorn?
Nichts, was wirklich der Rede wert war.
Sich freilaufende Spieler - Fehlanzeige.
Druckvolles Spiel nach vorn, etwas das nach Plan aussah - nichts.

Alles das, was in Ansätzen gegen Arsenal zu sehen war, fehlte am Donnerstag.

Ja, in der zweiten Spielhälfte hatte Zenit deutliches Übergewicht an Ballbesitz und befand sich ebenso deutlich mehr in der Hälfte des Gegners.
Aber nach vorn ging eben nichts los, wenn man von einigen Bällen in Richtung Zabolotnyy absieht, die ein Spieler mit mehr Klasse besser hätte verwerten können.

Wer war da noch gleich in Piter geblieben?


Da bekanntermaßen die Hoffnung zuletzt stirbt, halte ich mich an einem anderen Spiel fest, wo niemand auch nur einen Pfifferling auf ein 4:0 von Zenit gesetzt hätte - am 1. Mai 2008 zuhause gegen die Bayern.
Mit entsprechendem Bemühen und ein bisschen mehr Glück kann auch das Donnerstag-Resultat noch gedreht werden.

Davor dürfen wir uns aber noch anschauen, was der Trainer-Fuchs Kurban Berdyev am Montagabend aus dem Minsker Spiel verwerten konnte, wie sein Rubin zuhause gegen uns spielen wird.

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